Legendärer Jaguar Cheftestfahrer und Rennfahrer Norman Dewis OBE starb im Alter von 98 Jahren

11 Juni 2019

Norman Dewis schrieb britische Automobilgeschichte: in 33 Jahren hat er als Leiter der Jaguar Testabteilung 25 der bedeutendsten Jaguar Modelle und Rennwagen entwickelt. Die berühmtesten Jaguar Modelle, u.a. der mehrfache Gewinner D-Type der 24 Stunden von Le Mans und die Ikone E-Type, entsprangen seiner Expertise.

  • Norman Dewis schrieb britische Automobilgeschichte: in 33 Jahren hat er als Leiter der Jaguar Testabteilung 25 der bedeutendsten Jaguar Modelle und Rennwagen entwickelt
  • Die berühmtesten Jaguar Modelle, u.a. der mehrfache Gewinner D-Type der 24 Stunden von Le Mans und die Ikone E-Type, entsprangen seiner Expertise
  • Dewis stellte einen Geschwindigkeitsrekord für Jaguar auf und trat 1955 mit einem D-Type bei den Rennen in Le Mans und Goodwood an
  • Als weltweiter Botschafter der Marke war er auch regelmäßiger Besucher des Oldtimer Grand Prix und der Classic Days auf Schloss Dyck; als genialer Geschichtenerzähler hatte er auch in Deutschland eine große Fangemeinde

Coventry/Kronberg, 11. Juni 2019 – Norman Dewis OBE (Träger des „Order of the British Empire“), der unzähligen Jaguar Modellen als Cheftester den letzten Schliff verpasste, ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Während seiner 33 Jahre bei Jaguar in Coventry stieg der furchtlose und extrem talentierte Dewis zum berühmtesten englischen Testfahrer auf. Kein Fahrwerks-Malus entging seinem sensiblen Popometer – erst wenn Norman sein „Okay“ gab, durfte ein neuer Jaguar in Serie gehen. Sein stets freundlicher und bescheidener Auftritt sowie der Nimbus des Unzerstörbaren verliehen ihm schon bald Legendenstatus. Der Marke Jaguar blieb der Mann mit der Jockey-Statur als globaler Markenbotschafter bis zum Schluss eng verbunden. Als genialer Geschichtenerzähler bezauberte er auch deutsche Jaguar Liebhaber, die ihn beim Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring oder bei den Classic Days auf Schloss Dyck erleben durften.

Dewis Geschichte mit Jaguar – in allen Details fesselnd beschrieben in der 2006 erschienenen Autobiographie „Norman Dewis of Jaguar - Developing the Legend“ – ist bemerkenswert: Er entwickelte neben den mehrfachen Le Mans-Siegern C- und D-Type die klassischen XK140 und XK 150 Roadster, die Sportlimousinen 2.4/3.4 und Mk2, die großen Jaguar Mk VII und Mk VIIM, den legendären E-Type (inklusive des Lightweight E-Type), den Mittelmotor-Prototypen XK13, den ersten XJ, den XJ-S und die „XJ40“-Generation der XJ-Baureihe. Jedes dieser mit Dewis Expertise feingeschliffenen Modelle bleibt bis heute dank einer unnachahmlichen Kombination aus Komfort und dynamischem Handling eine Ikone der Automobilgeschichte.

Norman Dewis berichtete vom ersten Tag an direkt an den damaligen Jaguar Chefentwickler Williams Heynes. Für einen Testingenieur in der Automobilindustrie eine sicher einmalige Konstellation, die Heynes jedoch unmittelbares und aus erster Hand geliefertes Feedback aus dem Entwicklungsprozess lieferte. Norman schickte Kopien seiner Reports auch an Firmengründer Sir William Lyons. Sowohl Heynes wie Lyons maßen seinen Beobachtungen und Kommentaren großen Wert bei.

Der am 3. August 1920 in Coventry geborene Dewis verließ nach dem frühen Tod des Vaters die Schule und begann schon mit 14 Jahren an Autos zu arbeiten – bei Humber montierte er Kotflügel und Motorhauben. Mit 15 wechselte er zu einem anderen Autobauer, Armstrong Siddeley, wo er in der Fahrwerksabteilung tätig war und bei Abstimmungsfahrten erstmals das Autofahren erlernte. Im Krieg wurde Dewis zur RAF eingezogen, wo er den Geschützturm von Blenheim Bombern bediente. Nach dem Krieg und einer kurzen Episode bei Lea-Francis begann am 1. Januar 1952 seine 33 Jahre lange Karriere bei Jaguar.

Neben den vielen Modellen, die Dewis in dieser Zeitspanne entscheidend mitentwickelte, übte eines seiner ersten Projekte ohne Zweifel den größten Effekt auf die Entwicklung der Automobiltechnik aus: die Scheibenbremse. Dewis wurde eingebunden in die Erprobung dieses von Jaguar zusammen mit Dunlop erdachten revolutionären Bremssystems – unvergessen der Testeinsatz eines C-Type mit Scheibenbremsen bei der Mille Miglia von 1952 – mit Stirling Moss als Fahrer und Dewis als Co-Pilot.

1953 war es dann Dewis selbst, der in einem modifizierten Jaguar XK120 auf einem gesperrten Teilstück der belgischen Autobahn bei Jabekke mit 277,41 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Seriensportwagen aufstellte. Beim dramatischen 24 Stunden-Rennen von Le Mans 1955 fuhr neben Renngrößen wie Hawthorn, Moss und Fangio einen über 300 km/h schnellen D-Type. Als Ersatzmann unverhofft eingesprungen, lag er auf Platz vier, bis sein Partner Don Beauman den Jaguar kurz nach Mitternacht in die Sandbank der Arnage-Kurve setzte.

Jaguar Werksfahrer Mike Hawthorn gehörte zu jenen, die Dewis Urteil nahezu blind vertrauten. Kam er zu einer Trainingsfahrt an die Strecke und sah, dass Dewis schon eingetroffen war, fragte er den Teammanager: „Warum bin ich hier? Wenn Norman zufrieden ist, bin ich es auch.“ Und so kam es, dass durch gegenseitigen Respekt und spontane Sympathie Dewis lebenslange Freundschaften zu Hawthorn, Moss oder später auch zu Jackie Stewart aufbaute.

Neben den Rennwagenentwicklungen wurde Norman Dewis auch durch seine legendäre Hauruck-Aktion im Rahmen der Weltpremiere des Jaguar E-Type 1961 auf dem Genfer Salon bekannt. Sir William Lyons orderte aufgrund des großen Ansturms auf das neue Modell einen weiteren E-Type von Coventry nach Genf. Norman Dewis machte sich auf den Weg und legte die 1100 Kilometer nach Genf in nur 15 Stunden zurück – bis aufs Tanken nonstop, eine in der Zeit ohne Autobahnen beeindruckende Leistung.

In einer Ära ohne Sicherheitsgurte und Crashsicherheit gab sich Dewis furchtlos. Alles in allem spulte er geschätzt über 1,6 Millionen Testkilometer mit Geschwindigkeiten von über 160 km/h zurück. Seien es ein D-Type, den er bei Tests mit Glasfiber-Paneelen aufs Dach legte oder Überschläge mit dem XJ13 bei Hochgeschwindigkeitsfahrten – der unzerstörbare Dewis mit der Statur eines Jockeys kroch jedes Mal ohne Kratzer aus dem Wrack, erzählte seiner Frau nichts davon und ging am nächsten Tag zurück zur Arbeit.

In den Jahren vor seiner Pensionierung baute Norman bei Jaguar eine kleine, aber hoch motivierte Fahrzeugerprobungsabteilung auf, die er bis zu seinem Rückzug in den Ruhestand in 1985 leitete. Darüber hinaus überwachte er den Aufbau einer Jaguar Testbasis in Nardo (Italien) und 1984 einer ähnlichen Dependance in Phoenix, Arizona, die für den wichtigen US-Markt Langstrecken- und Umwelterprobungen durchführte.  

In jüngerer Zeit war Dewis im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Jubiläum des D-Type an prominenter Stelle aktiv. Wo immer Jaguar auftrat, war auch Norman vor Ort, plauderte mit Fans und Freuden, in Cowboy-Stiefeln und mit seiner auffälligen Schnürsenkel-Krawatte. Beim Goodwood Revival demonstrierte er bei Fahrten im D-Type, dass er auch mit 93 Jahren kaum was von seinem Biss hinterm Lenkrad verloren hatte. Auch im Projekt des Continuation Lightweight E-Type – eines Autos, das er in den 60er-Jahren selbst mithalf zu entwickeln – war er als Berater für Jaguar Classic Works eingebunden. Bis in sein 98. Lebensjahr hinein blieb Dewis ein globaler Markenbotschafter und großer Freund der Marke Jaguar. In Anerkennung seiner Leistungen für Jaguar und die englische Automobilindustrie erhielt Norman Dewis 2014 den Order of the British Empire (OBE) verliehen.

Prof. Dr. Ralf Speth, Jaguar Land Rover CEO, sagte:

„Heute ist ein sehr trauriger Tag für die Marke Jaguar, für die Jaguar Fans in der ganzen Welt und auch für mich ganz persönlich. Lässt man Normans extrem erfolgreiche Karriere außen vor, so waren es sein freundliches Wesen, seine fesselnden Geschichten und sein unbändiger Enthusiasmus, die ihn genau zu jenem Typ Mensch machten, mit dem man gerne Zeit verbringen wollte. Wir werden ihn schmerzlich vermissen. Die Marke Jaguar ist Synonym für eine Reihe große Persönlichkeiten: Der Gründer, Sir William Lyons, der große Designer, Malcolm Sayer, der innovative Ingenieur, Bill Heynes und – natürlich – der große Testfahrer, Norman Dewis. Normans Name wird in die Jaguar Geschichte eingehen. Ohne seinen Beitrag zur Marke in seiner 33-jährigen Karriere oder seine Rolle als Markenbotschafter in der jüngeren Vergangenheit wäre Jaguar nicht zu dem geworden, was es heute ist. Daher hoffe ich, dass die Autowelt und alle, die sich mit Jaguar Land Rover verbunden fühlen, sagen: Danke, Norman.“

Es ist schade, dass wir nicht mehr Normans 100. Geburtstag feiern können. Er hatte seinen vielen Jaguar Fans und Freunden versprochen, zu diesem Anlass einen C-Type auf 100 Meilen oder 160 km/h pro Stunde zu beschleunigen. Er hätte es mit Stil gemacht, gestützt auf seinen „Leaper“ Spazierstock – und mit einem verschmitzten Lächeln.

Die Karrierehighlights von Norman Dewis

  • Erste berufliche Station 1935 bei Humber; gefolgt bis 1939 von Armstrong Siddeley
  • Dient im zweiten Weltkrieg als Bordschütze für die RAF; danach tätig beim Aeronautical Inspectorate Directorate
  • Arbeitet von 1945-1951 bei Lea-Francis, Coventry. Steigt dort zum Leiter der Tests für Straßenfahrzeuge auf
  • Beginnt am 1. Januar 1952 bei Jaguar Cars Ltd. Coventry als „Chief Test Development Driver“. Berichtet direkt an Jaguar Chefingenieur William Heynes
  • Fährt 1952 mit Stirling Moss auf einem erstmals mit Scheibenbremsen ausgerüsteten XK120 die Mille Miglia. Die revolutionäre Bremse hält, doch 160 Kilometer vor dem Ziel prallt das Auto nach Lenkungsbuch gegen einen Felsen
  • Fährt 1953 auf der belgischen Autobahn bei Jabekke auf einem aerodynamisch optimierten XK120 mit 277 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord
  • Führt ab 1954 den Hauptteil der Hochgeschwindigkeits- und Ausdauertests mit dem D-Type durch. Das Auto, das 1955, 1956 und 1957 in Le Mans gewinnt
  • Fährt 1955 in Le Mans einen Longnose-D-Type, sieht aber nach einem Unfall des zweiten Fahrers nicht das Ziel
  • Arbeitet Ende der 1950er-Jahre eng mit den Jaguar Ingenieuren an der Entwicklung der Jaguar Straßensportwagen XK140 und 150 sowie an den Limousinen 2.4, 3.4 und Mk II. Ebenso am im März 1961 vorgestellten E-Type
  • Führt 1966/67 Tests mit dem XJ13 durch, einem für Le Mans-Einsätze geplanten Mittelmotor-Prototypen. Während Dreharbeiten überlebt er 1971 bei Tempo 220 einen unverschuldeten Unfall nahezu unverletzt
  • Spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des XJ6 von 1968, der neue Standards für Luxuslimousinen setzt – Sir Alec Issigonis, Vater des „Mini“, bezeichnet ihn als „bestes Auto der Welt“
  • Nach dem Aufbau einer Fahrzeugerprobungsabteilung in den 60er-Jahren überwacht Norman in den frühen 80ern die Erprobung des neuen XJ 6 (XJ40) – das letzte Jaguar Modell, das noch seine Handschrift trägt
  • Nach der Pensionierung im Jahre 1985 begibt er sich Mitte der 1990er-Jahre auf eine Reihe von Vortragstouren und Gastauftritte bei wichtigen Events im UK (Goodwood Festival und Revival Meeting), den USA (Pebble Beach), Europa (Oldtimer Grand Prix) und Australasia. Diese Auftritte setzen sich bis 2018 fort
  • 2014 erhält Norman als Anerkennung seiner Dienste für Jaguar und die britische Automobilindustrie den OBE (Order of the British Empire)

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Über Jaguar
Seit mehr als acht Jahrzehnten steht der Name Jaguar in der Automobilwelt für elegantes Design und atemberaubende Leistung. Das heutige Modellangebot mit dem Jaguar Signet verkörpert „The Art of Performance“ in herausragender Weise – sportlich-elegantes Design und Performance. Am 1. März 2018 wurde die Modellfamilie um den vollelektrischen SUV 
I-PACE*, dem ersten vollelektrisch betriebenen Jaguar, erweitert. Darüber hinaus besteht das Jaguar Portfolio aus den Limousinen-Baureihen XE, XF und XJ ebenso wie dem rassigen Sportwagen F-TYPE, dem Performance-SUV F-PACE - von dem Jaguar in kurzer Zeit so viele Fahrzeuge verkauft hat wie noch nie in seiner Geschichte - sowie dem Kompakt-SUV E-PACE.

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Pressekontakt:

Jaguar Land Rover Deutschland GmbH
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Campus Kronberg 7
D-61476 Kronberg im Taunus

Andrea Leitner-Garnell, Direktorin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 06173-3271 120, aleitner@jaguarlandrover.com

Michael Küster, Leiter Produktkommunikation
Telefon: 06173-3271 121, mkuester@jaguarlandrover.com

Notes to Editors

Verbrauchs- und Emissionswerte

Jaguar I-PACE EV400 Stromverbrauch im kombinierten Testzyklus (WLTP): 24,8-22,0 kWh/100 km; CO2 -Emissionen im kombinierten Testzyklus: 0 g/km.  

Verbrauchs- und Emissionswerte Jaguar XE, XF, XJ, F-TYPE, E-PACE, F-PACE, I-PACE, inklusive R- und SVR-Modelle: 

Kraftstoffverbrauch im kombinierten Testzyklus (NEFZ): Jaguar F-PACE SVR 5.0 Liter V8: 11,9 l/100km - Jaguar XF E-Performance: 4,7 l/100 km 

Stromverbrauch im kombinierten Testzyklus (WLTP): I-PACE EV400: 24,8-22,0 kWh/100 km 

CO2-Emissionen im kombinierten Testzyklus: Jaguar F-PACE SVR 5.0 Liter V8: 272 g/km - Jaguar I-PACE EV400: 0 g/km 

Die Angaben zu Kraftstoffverbrauch, CO₂-Emissionen und Stromverbrauch wurden schon nach der Richtlinie VO(EG) 692/2008 auf Basis des neuen WLTP-Testzyklus ermittelt und zur Vergleichbarkeit auf NEFZ-Werte zurückgerechnet. Für die Bemessung von Steuern und anderen fahrzeugbezogenen Abgaben auf Basis von Verbrauchs- und Emissionswerten können andere als die hier angegebenen Werte gelten. Abhängig von Fahrweise, Straßen- und Verkehrsverhältnissen sowie Fahrzeugzustand können sich in der Praxis abweichende Verbrauchswerte ergeben. Angaben zu den Kraftstoffverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Rad-/Reifensatz.

Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personalkraftwagen entnommen werden, der bei allen Jaguar und Land Rover Vertragspartnern und bei der Jaguar Land Rover Deutschland GmbH unentgeltlich erhältlich ist. Der Leitfaden ist ebenfalls im Internet unter www.dat.de verfügbar. 

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